Janine's Perspektive

I don’t do Reisverschlußverkehr!

Dieser Artikel ist schon etwas älter (22/05/2009) und wurde von meinem alten Blog gerettet.

Grrr! Eines der bekanntesten Vorurteile die dem Engländer vorauseilen ist, dass sie alle sich so gut benehmen und höflich eine Schlange bilden. Dieses geschieht auch häufig ohne Hinweisschilder, Abgrenzungen oder Einweiser. Ganz natürlich stellt der Engländer sich z.B. vor drei verfügbaren Geldautomaten in eine schöne Schlange und es geht dann immer der Nächste zum nächsten freien Geldautomaten.

Das ist ja alles schön und gut! Lustig ist dann auch zu beobachten, wenn der Engländer dann von Ausländern, die offensichtlich diese Tugend nicht eigen nennen können, gestört wird. London-Stansted Flughafen ist ein sehr gutes Beispiel! Ryanair und Co. bieten fröhlich weiter irgendwelche dämlichen Zusatztickets an mit denen man angeblich als Erstes an Board gehen darf. Wer macht hier eigentlich das Rechnen? Wenn alle dieses dämliche Ticket kaufen ist wieder eine ganz normale Schlange zu bilden und dann hat man Geld dafür bezahlt, dass man sich doch als Letztes in den Flieger setzen darf. Dämlich!

Naja, aber das ist ja eigentlich gar nicht das Thema. Also wenn der Engländer sich also nun ganz gepflegt in die Schlage stellt und dann z.B. ein Deutscher vorbei kommt und sich ganz gekonnt nach vorne drängelt oder sich ohne bezahlt zu haben in die „Ich-hab-Geld-gezahlt-damit-ich-angeblich-früher-in-den-Flieger-darf-der-sowieso-genug-Plätze-hat-damit-alle-mitkommen-Schlange“ zu stellen. Dann sieht man die besten Ausdrücke auf dem sonst so höflichen Gesicht des Engländers. Pure Empörung!

Wenn man aber jetzt zum Vergleich im Straßenverkehr kommt, dreht sich das Blatt gewaltig! Ich gebe zu, dass der Verkehr auf deutschen Straßen oft etwas rauh ist, aber das ist mir lieber als dieses blöde Rumgeblödel was auf England’s Straßen stattfindet. Also wo die Höfflichkeit gefährlich wird, ist wenn man z.B. jemanden aus einer Nicht-Vorfahrtsstraße einfach mal schnell rausbittet. Der guckt dann gar nicht auf die andere Seite, wo jemand vielleicht gerade nicht vom Höfflichkeitswahn geritten ist und knallt ihm einfach rein. Noch unlustiger ist es dann wenn Fußgänger involviert sind. Hiervon gibt es auch unzählige Beispiele! Ich habe es gehaßt die „Rechts-Vor-Links-Regel“ zu büffeln und diese hätte mir auch fast eine Fahrprüfung verhagelt, aber es macht Sinn und beruht nicht auf Freundlichkeit oder sowas.

Das absolut herrlichste Phänomen habe ich auf englischen Straßen beobachtet, wenn ein Fahrbahnstreifen auffhört. Im Schilderwald Deutschland würde hier dann ein Schild stehen, welches zum Reißverschluß auffordert… und wir haben das ja auch alle fleißig in den Fahrstunden gelernt. Und es macht Sinn! Aber der Engländer bekommt hier das Anstellen und die Höfflichkeit etwas durcheinander. Wenn, sagen wir in 500m ein Fahrbahnstreifen auffhört und hierfür auch ein Schild steht, reißt der Engländer das Lenkrad schon (fast) rum und macht sofort den Blinker an um auf den Fahrbahnstreifen zu wechseln, der weitergeführt wird. Somit kommt der Verkehr bei hohen Verkehrsaufkommen sofort zum Stillstand. Und warum? Weil der Engländer einen nicht rein läßt! Schlimmer kann man dieses aber dann noch erleben, wenn man die 500m bis zum Ende des Streifens weiterfährt und dann einschehren möchte. Dann kommt wieder der Gesichtsausdruck der Empörung und außerdem Ignoranz. Sie lassen dich einfach nicht rein. Wenn man dann ein Auto hat bei dem eine Delle mehr oder weniger nichst ausmacht, quetscht man sich einfach rein…man sollte es aber dann nicht wagen in den Rückspiegel zu schauen… Neeein! Da war er wieder: Der Blick der Empörung! Wenn man zögert, steht man dort einfach mal ein bißchen länger bis sich doch jemand erbahmt und einen reinläßt. Total unlogisch! Man blockiert lieber eine mehrspurige Kreuzung damit man bloß nicht einen zusammenführenden Fahrbahnstreifen bis zum Ende durchfährt. Es ist halt eine Lebenseinstellung und der Engländer sagt: „I don’t do ’Reisverschlußverkehr’!“

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